Fakten und Argumente

Der Verein Pro Bremgartenwald will einen intakten, lebendigen Bremgartenwald und bekämpft das Projekt ‚Waldstadt Bremer’.

Der Bremgartenwald ist das grösste Forstgebiet der Stadt Bern und stellt dadurch einen besonderen Wert dar.

  • Er bietet einmalige Möglichkeiten zur Naherholung.
  • Hier entfaltet sich eine reichhaltige Pflanzen- und Tierwelt.
  • In nachhaltiger Nutzung wird der Wald gepflegt und lebendig erhalten.

Im Juni 2011 wurde das Projekt der ‚Waldstadt Bremer’ einer weiteren Öffentlichkeit mit einer Machbarkeitsstudie vorgestellt. Mit der Waldstadt Bremer würde ein 43ha grosses Waldstück überbaut. Hinter dem Projekt steht das Architekturbüro Bauart. Es gewann die Burgergemeinde Bern zur Unterstützung. Bedeutende Immobilienfirmen wie auch das Bundesamt für Raumplanung schlossen sich an. Bereits 2007 war ‚zur politischen Einbettung und Finanzierung’ ein eigener Förderverein gegründet worden.

Die Machbarkeitsstudie und weiteres Material aus der Perspektive der Projekt-Interessierten siehe unter www.waldstadtbremer.ch

Das Projekt für eine ‚Waldstadt Bremer’ hat vielen bewusst gemacht: der einmalige Wert des Bremgartenwaldes verlangt einen besonderen Schutz. Es gilt jedoch, zusätzliche Gefahren abzuwehren, die weit über diesen Wald hinausgehen. Es geht einerseits um die weitere Entwicklung der Stadt Bern und andererseits werden nicht zuletzt auch Weichen gestellt für die gesamte schweizerische Raumplanung.

Der Verein Pro Bremgartenwald hat beschlossen, das Projekt Waldstadt Bremer zu bekämpfen, um einen intakten und lebendigen Bremgartenwald in der heutigen Form zu erhalten.

Zweck des Vereins ist der Schutz des Waldes im Allgemeinen und des Bremgartenwaldes in der Stadt Bern im Besonderen (->Statuten, Art. 2).

Der Verein Pro Bremgartenwald bekämpft somit die Waldstadt Bremer aus folgenden drei Hauptgründen

1.Das Projekt ‚Waldstadt Bremer’ richtet sich gegen Naherholung und Natur.
2.Das Projekt ‚Waldstadt Bremer’ schadet der Stadt Bern.
3.Das Projekt ‚Waldstadt Bremer’ ist verhängnisvoll für die Schweizer Raumplanung.

1. Das Projekt ‚Waldstadt Bremer’ richtet sich gegen Naherholung und Natur.

  • Naherholungsraum: Die geplante Rodung verkleinert einen gefragten Erholungsraum deutlich. Betroffen ist zunächst die Bevölkerung des angrenzenden Länggassquartiers, einem Stadtteil mit wenig öffentlichem Grünraum. Rundum umgeben von Verkehrsinfrastrukturen verbleibt der Bremgartenwald als einziges Erholungsgebiet. Zudem schätzen viele weitere Stadtbewohner das umfangreiche Waldwegnetz aber genau so: Joggende, Hündeler oder Kita-Gruppen mit ihren Betreuerinnen. Bezüglich Realersatz der gerodeten Fläche konnte bereits bei der neuen Kehrichtverbrennungsanlage nur 50% geleistet werden, denn es gibt zuwenig Flächen um aufzuforsten. Beim Waldstadt Projekt wäre es nicht besser. Es ginge also effektiv Erholungsraum verloren.
  • Wald in Stadtnähe: Es ist gerade die Nähe zum Wald, die aus der Stadt Bern einen attraktiven Wohnort macht. Die Menschen sollen in der Nähe die Natur geniessen können. So reduziert sich auch der motorisierte Individualverkehr. Die in der Machbarkeitsstudie geplanten Grüngürtel und Stadtparktore sind eine Utopie, man müsste das Länggassquartier komplett umbauen, um den notwendigen Platz dafür zu schaffen.
  • Lebensraum der Tiere und Pflanzen: Die Tiere verlieren mit der Rodung ein für sie mehrfach wichtiges Waldstück. Das Gebiet zwischen Waldrand und Autobahn bildet einen eigenen Lebensraum, der von zahlreichen Tierarten genutzt wird. Ausser dem Rotwild finden sich hier die meisten Tierarten einer stadtnahen Waldung. Scheueren Tieren dient der Bereich als Pufferzone. Die Rodung würde sie weiter in den Bremgartenwald zurück drängen. Wenn plötzlich bis zu 8000 Menschen mehr im heutigen Wald wohnen erhöht sich der Nutzungsdruck massiv v.a auch weiter nordwärts. Die Rehdichte ist aber gerade im Norden am höchsten, sie ziehen nämlich den Lärm der Autobahn den Menschen vor. Neben den Tieren ist auch die Pflanzenwelt betroffen. Mit dem Bau der Waldstadt würde das grösste zusammenhängende Eichenwaldgebiet des Bremgartenwaldes verschwinden. Gerade Eichenbäume sind aber für die Durchmischung des Waldes und für das Grundwasser von grosser Bedeutung.

2. Das Projekt ‚Waldstadt Bremer’ schadet der Stadt Bern.

  • Autobahn durch den Bremgartenwald: Die Überdeckung der Autobahn ist bloss für einen Kilometer Länge geplant, also nur für einen Fünftel der ganzen Schneise, die durch den 600ha grossen Wald führt. Der grösste Teil des Bremgartenwaldes profitiert nicht, der Autobahneingriff wird also mitnichten repariert.
  • Finanzielles Risiko für die Stadt Bern: Die Stadt Bern riskiert mit dem Projekt ein finanzielles Abenteuer. Mit der geplanten Finanzierung muss die Burgergemeinde das Gebiet fast gratis zur Verfügung stellen. Der gewonnene Mehrwert wird nicht in erschwinglichen Wohnungsbau oder Auszonung von Bauland investiert, sondern in die Kosten für die Autobahnüberdeckung. Die Autobahnüberdeckung ist mit 400 Mio CHF veranschlagt, zusätzlich werden aber für die Erschliessungsinfrastruktur des zu überbauenden Gebiets und für die Gestaltung des öffentlichen Raums grosse Summen nötig. Experten der Schweizerischen Vereinigung für Landesplanung (VLP-ASPAN) fragen sich deshalb, ob sich aus den Erträgen der Mehrwertabgabe die Autobahnüberdeckung wirklich finanzieren liesse? Die Stadt trägt das finanzielle Risiko, da das Bundesamt für Strassen (ASTRA) keinen Beitrag leisten wird. Bereits die Erstellung dürfte viel teurer werden als geplant. Ob die vorgesehenen Betriebskosten von 4 Millionen Franken jährlich reichen würden ist sehr fraglich. Unter anderem dürfte der Energiebedarf für die Lüftung deutlich teurer werden. Zudem soll das Autobahntrassee bis zu 8m tiefer gelegt werden und auch alle Anschlüsse müssen abgesenkt werden, die finanziellen Konsequenzen sind nicht absehbar.
  • Ausbau Infrastruktur: 6’000-8’000 Personen sollen zukünftig in der ‚Waldstadt Bremer’ wohnen.
    Die Länggasse zählt momentan etwa 14’500 BewohnerInnen, das Projekt vergrössert die Einwohnerzahl des Quartiers um nahezu 50%. Das verlangt nach einem gewaltigen Ausbau der Infrastruktur. Dies kostet die Stadt aber viel Geld.
  • Beanspruchte Stadtverwaltung: Das Prestige-Projekt mit unsicherem Boden zieht über viele Jahre Ressourcen zur Förderung von verdichtetem Bauen ab. Die Fachleute der Stadtverwaltung können somit weitere Möglichkeiten zu verdichtetem Bauen auf Stadtgebiet zu wenig gründlich begleiten und unterstützen.
  • Stadtentwicklung: Für die gemeinsame Planung der Stadt mit den Agglomerationsgemeinden wird kein neuer Anreiz geschaffen. Das Projekt bringt zwangsläufig eine Einzonung mit sich, für die aber keine Auszonung in Stadtnähe zur Kompensation vorgesehen ist. In Bern gibt es unüberbaute Bauzonen, diese sollen genutzt werden.

3. Das Projekt ‚Waldstadt Bremer’ ist verhängnisvoll für die Schweizer Raumplanung

  • Präjudiz: Die geplante Waldrodung schafft ein Präjudiz für unzählige ähnliche Vorhaben in der ganzen Schweiz. Wird das Projekt tatsächlich realisiert, würde der gesamte stadtnahe Wald in der Schweiz zum Bauland und wäre gefährdet.
  • Eidgenössisches Waldgesetz: Um Wald zu roden muss eine Standortgebundenheit für das Bauprojekt nachgewiesen werden. Diese Standortgebundenheit ist bei der Waldstadt nicht ersichtlich. Mit denselben Begründungen könnte folglich am Rand jeder Schweizer Stadt eine Rodung gerechtfertigt werden und eine Siedlung in den Wald hinein gebaut werden. Bei einer Umfrage des Instituts Link, durchgeführt im Frühling 2011 im Auftrag von vier Umweltverbänden, sprachen sich 89 Prozent der Schweizer Bevölkerung gegen Waldrodungen für den Siedlungsbau aus. Siehe zur Umfrage unter www.wwf.ch/wald oder www.pronatura.ch
  • Irreführende Präsentation des Projekts: Die nicht mehr zeitgemässe Suche nach dem berühmten ‚Häuschen im Grünen’ wird durch die Art der Präsentation von ‚Waldstadt Bremer’ gefördert statt gebremst. Der Name ‚Waldstadt’ sowie die Bilder auf der Homepage und in den Prospekten suggerieren eine idyllische Siedlung verstreuter Häuser in einem weiten Waldgebiet. Tatsächlich geplant sind dicht aneinander gereihte mindestens sechsgeschossige Wohnblöcke.
  • Zersiedelung: Das Projekt ‚Waldstadt Bremer’ lenkt von den wahren Problemen in der schweizerischen Raumplanung ab, nämlich der grassierenden Zersiedelung. Diese müsste über die Gemeinde- und Kantonsgrenzen hinaus bekämpft werden. Das Projekt Waldstadt aber verhindert den Bau keines einzigen weiteren Einfamilienhauses auf der grünen Wiese. Im Gegenteil: Das Projekt verlangt eine Lockerung der Rodungsvoraussetzungen, dies würde bewirken, dass Boden in absehbarer Zeit kein knappes Gut wird. Der Druck zur Verdichtung fällt weg und die Zersiedlung verstärkt sich sogar. Wenn der Damm einmal gebrochen ist, muss man wohl mit laufend neuen Begehren für Rodungserleichterungen rechnen, wie dies die Erfahrungen beim Bauen ausserhalb der Bauzone zeigen .

Verein Pro Bremgartenwald, Bern, August 2012

Verein Pro Bremgartenwald

Postfach 7921.

3000 Bern 9 Länggasse

info@probremgartenwald.ch

http://www.probremgartenwald.ch